Der Österreichisch-Ungarische Weiße Barockesel ist eine mittelgroße Eselrasse von einheitlichem Typ, und durch sein einzigartiges Erscheinungsbild unverwechselbar: Haut und Hufe sind wenig pigmentiert, das Fell ist hellgelb, die Farbe wird als cremello bezeichnet, die Augen sind hellblau.
Die meisten Vertreter sind normalhaarig, es kommen aber auch solche mit verlängertem Haarkleid vor. Normale Stehmähnen überwiegen, wobei vereinzelt auch Hängemähnen vorkommen. Die Fohlen werden häufig intensiv gelblich gefärbt geboren. Aalstrich und Schulterkreuz sind oft angedeutet.
Die ebenfalls weißen Esel-Schimmel werden im Gegensatz zum weißen Barockesel dunkel geboren und färben erst später ihre Fellfarbe um. Haut und Augen bleiben jedoch dunkel.
Die Farbe Weiß war im Barock etwas ganz Besonderes. So galten weiße Tiere als „Lichtbringer“ und standen für das Gute. In diesen Zeitraum des Barock / Rokoko, wahrscheinlich noch wesentlich
früher, fällt die Entstehung des Weißen Barockesels, der damals als Statussymbol gehalten wurde. Das Ursprungsgebiet des Weißen Barockesels beschränkt sich auf das Karpatenbecken (Ungarn) und
OstÖsterreich.
Durch ihre geringe Populationsgröße geriet die Rasse in Vergessenheit. In den 80er Jahren wurde sie „wieder entdeckt“: im steirischen Tierpark Herberstein „fand“ man einige weiße Esel sowie in
Ungarn, wo man Individuen aufkaufte. Maßgeblich daran beteiligt waren Prof. Fritz Altmann, Experte auf dem Gebiet der Haustierrassen, der die einzelnen Individuen der Rasse richtig zuordnen
konnte und die Wichtigkeit des Fundes erkannte sowie Kurt Kirchberger und Prof. Dr. Helmut Pechlaner, die Tiere in Ungarn ausfindig machten und kauften. Gemeinsam mit den Herberstein-Eseln legten
die Tiere aus Ungarn den Grundstock der heutigen Population.
Heute lebt die größte Population in Österreich und Ungarn, die größten Zuchtgruppen finden sich in Schloss Hof in Niederösterreich und im Nationalpark Neusiedlersee im Burgenland. In Deutschland,
der Schweiz, in Frankreich, Italien und Spanien findet man Österreichisch-Ungarische Weiße Barockesel auch in Zoos und Tiergärten, die sich um die Erhaltung bemühen.
Zurzeit sind 344 paarungsfähige Tiere und 30 Wallachen im Zuchtbuch eingetragen (Stand 18.01.2021). Die Rasse ist somit hoch gefährdet.
2016 gelang dem Verein zur Erhaltung der Weißen Barockesel gemeinsam mit dem Zuchtverband Stadl Paura die Anerkennung der Rasse durch die offiziellen Behörden. Damit ist der Weiße Barockesel der
einzige Rasse-Esel Österreichs. Das Zuchtbuch führt der Zuchtverband Stadl Paura, der für diese Rasse offiziell zuständig ist. Der Verein zur Erhaltung der Weißen Barockesel betreut die
eigentlichen Eselhalter und Züchter. Er koordiniert den internationalen Austausch von Zuchttieren zum Aufbau einer stabilen Grundpopulation und unterstützt seine Mitglieder bei der
Tiervermittlung.
In Ungarn gibt es mit großer Wahrscheinlichkeit noch unbekannte Restpopulationen, die bei Bauern gehalten und zu traditionellen Arbeiten in der Landwirtschaft herangezogen werden. Im Nationalpark Neusiedlersee werden die Esel erfolgreich in der Landschaftspflege eingesetzt. Wer ein Reittier sucht, sollte sich lieber für ein Pony/Pferd oder einen Vertreter einer Großeselrasse entscheiden. Barockesel sind wegen ihrer Größe nur für kleinere Personen zum Reiten geeignet, da Esel höchstens ein Sechstel ihres Eigengewichtes tragen sollten. Vor eine leichte Kutsche gespannt, fühlt sich das Verlasstier wesentlich wohler und durch seine Unerschrockenheit kann er auch von Fahranfängern gut geleitet werden.